(Zu) Scharfe Kurven

Drohne

Drohnen zu fliegen ist mittlerweile recht Einfach: Meine Drohne der Wahl, die DJI Mini 3 Pro hat - neben guten Aufnahmen - vor allem den Vorteil dass da auch Leute mit umgehen können, die da eigentlich keine Ahnung von haben. Also Leute wie ich :)

Der Spiegel-Reflex

Doch der Teufel liegt - wie so häufig - im Detail. Das ist wie bei guten Digtalkameras (ggf. werden sich nur die Älteren bald noch erinnern): Man kann da einfach alles auf Automatik stellen und bekommt ganz anständige Bilder hin. Der Profi wird das vermutlich nie als fotografieren, sondern nur als Knipsen bezeichnen. Ich bin da ehrlich: Bei meiner letzten Bridge-Kamera (Für Spiegelreflex fehlte mir stets der Wunsch eine Hypothek für ein paar Fotos aufzunehmen) reichte mir das. Klar habe ich mit allen Optionen herumgespielt, am Ende war es dann aber doch die gute Automatik die mir gute Dienste lieferte. Das Rumgenerde von ISOs, Verschlusszeiten und Co. fand ich doch immer eher ermüdend. (Sorry, Bruderherz, und sorry, Tobi :) )

I've got the strange feeling of déjà vu

Jetzt bei der Drohne ist das irgendwie ähnlich. Man kann eine Menge in der Automatik machen, bezahlt das aber mit einem Effekt, der zunächst erst einmal nur periphär auffällt: Irgendwas stimmt da nicht, man kann es aber nicht so richtig festnageln: Das Bild ist eigentlich gut, da rauscht auch nix, also was ist falsch?

Bevor wir aber zur Ursache kommen kurz zu den Parametern, die eine Kamera so üblicherweise so hat. Und ich möchte mich vorab schon mal entschuldigen, dass ich - wie oben erwähnt - nicht komplett in das Thema eingestiegen bin. Ich bin kein Photograph, kenne also nicht all die fancy Details, ich versuche nur ein möglichst gutes Bild aus der Drohne rauszubekommen.

Ein Blick in die technischen Daten verrät folgendes: Blende: 1,7 ISO: 100 bis 6400 Verschlusszeit: 2 bis 1/8000stel Sekunde

Die Kamera hat also eine feste Blende, was zwar einerseits bedeutet dass Noobs wie ich uns um eine Einstellung weniger kümmern müssen, aber eben auch, dass das irgendwie kompensiert werden muss, denn die Blende bestimmt wie viel Licht einfällt und damit auch wie hell das Bild am Ende ist.. Teurere (und vor allem schwerere Drohnen) haben mehrere Blenden zur Auswahl. In der Regel bedeutet 1,7 dass das Bild eher am hellen Ende des Spektrums ist. Die Kamera kompensiert das in der Automatik indem die Verschlusszeit reduziert wird. Kürzerer Verschluss ist weniger Zeit in der Licht einfallen kann. Klingt vor allem beim Film nach einer guten Lösung: Langzeitbelichtungen ist eher kein Feature dass bei Filmaufnahme übermässig häufig genutzt wird. Nur am Rande schnell den letzten Parameter: ISO. Da finde ich den kleinsten Wert (100) am Tag schlicht am Besten. Höhere Werte werden bei der Drohne etwas unscharf und die Kamera versucht im Automatikmodus auch in diesem Bereich zu bleiben. (Erneut Entschuldigung bei allen Profis, dass ich mit ISO: Kleinster Wert=bester nicht mal ansatzweise Sinnvolles von mir gebe :) )

Der Pferdefuß

Aber wenn die Automatik doch sowohl ISO als auch Verschlusszeiten so anpasst, dass die Helligkeit möglichst perfekt ist, ganz ohne Nachteile wie Artefaktbildung o.ä., wo ist dann das Problem? Das liegt in der Bewegung. Das anfänglich beschriebene Problem, dass "Irgendwas ist falsch" - Gefühl? Das liegt an der fehlenden Bewegungsunschärfe. Wir sind durch Filme und Videos darauf konditioniert, dass eine "echte" Aufnahme bei Bewegung am Rand unscharf zu sein hat. Durch die kürzeren Verschlusszeiten fällt der Effekt weg. Eigentlich müsste das eine bessere Qualität ergeben, aber unser Gehirn bewertet das als unnatürlich, künstlich. Und für künstlich aussehende Inhalte ist ja immer noch die KI zuständig.

Was bleibt also? Zaubern geht ja auch nicht. Mehr Parameter gibt es nicht. Die Lösung ist dann schlicht und einfach: Eine Sonnenbrille. Die schimpft sich ND-Filter (Neutraldichtefilter, wenn Ihr klugscheissen wollt) oder auch Graufilter. Die dunkelt das Bild halt ab, sorgt dadurch für längere Verschlusszeiten bei gleicher Helligkeit. Glücklicherweise ist der Drohnenzwerg darauf ausgelegt, dass diese Wechselbar sind. Die Filter gibt es in mehreren Dunklungsstufen (ND8, ND16, ND32, etc.) bis hin zu ND256, wobei letzere dann eher für langzeitaufnahmen etc. gedacht sind und nicht für normale Aufnahmen. Drei geöffnete Boxen mit diversen ND-Filtern

Und welche Größe nun nehmen?

Ein möglichst natürliches Bewegungsbild gibt es bei doppelter Framerate. (Mathematisch natürlich komplett falsch, aber als Eselsbrücke hilft es). Sprich bei der Framerate von 30fps, die ich üblicherweise verwende wären Verschlusszeiten von 1/60 das goldene Ziel. Also Automatik aus, ISO auf 100, Verschlusszeit auf 1/60 und so lange immer stärkere Verdunklung anbringen, bis keine Überbelichtung mehr stattfindet. Praktischerweise bietet das Vorschaubild auf der Fernbedienung gute Indikatoren dafür:

Blick auf Fernbedienung. Zu sehen ist ein heller Bereich (Deckenlampe), der schraffiert dargestellt wird

Echte Profis lassen da jetzt alles auf manuell und fliegen damit los. Ich habe aber für mich entschieden, dass es vernünftig ist, dann den Modus wieder auf automatik zu stellen. Die Verschlusszeiten schwanken dann zwar ein klein wenig und vielleicht ist es dann auch nur mal 1/10 mehr oder weniger, aber ich sehe das nicht in der Aufnahme und es gibt den Bonus, dass das Bild nicht plötzlich völlig unbrauchbar wird, wenn man mal vergessen hat an einem neuen Standort den Filter neu zu bestimmen.

Als letzten Schritt stelle ich dann noch die Helligkeitskompensation auf -0,3. Das macht das Bild ein klein bisschen dunkler als die Automatik meint, wie es sein sollte. Der Grund ist einfach, dass Überbelichtung kaum korrigiert werden kann. Eine kleine Unterbelichtung lässt sich aber in DaVinci (also der Videobearbeitung) im Anschluss gut justieren.

Spieglein, Spieglein auf dem See

Als letzten Step habe ich mir dann auch noch ein paar Polfilter besorgt. Diese gibt es in der gleichen Abdunklungsfunktion wie die normalen ND-Filter, aber eben mit Polfilter. Damit entferne ich Spiegelungen, vor allem aus Wasser. Da die Drohne ihre Kamera in 90 Grad drehen kann (und der Polfilter entweder horizontal oder vertikal funktioniert) sind auch die Polfilter dafür im richtigen Winkel über ein kleines Rädchen einzustellen. Welche Position die richtige ist lässt sich einfach durch hindurchschauen ermitteln. Wenn die Plfütze nicht mehr spiegelt ist es richtig eingestellt.

Das waren also die Vorschläge eines Typen, der sich eigentlich gar nicht mit der Materie auskennt :) Aber so komme ich zu ganz ordentlichen Ergebnissen

Ole

Nerd, Quiddje, Full-Schnack-Developer, Fahrrad- und Norwegenfan, 50% vom Blathering-Podcast. Anmerkungen, Anregungen und Gesabbel gerne via Mastodon (@guacamole@chaos.social)

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