Heute schien die Sonne. So richtig. In Echt. Und nicht mal flüssig
Die Letzte Nacht war von Unterbrechungen, bzw. Lärm bestimmt. Zum Einen fingen um punkt 10 Uhr (ja! Abends) Asphaltierungsarbeiten auf der nahen Atlantikroad an. Ihr kennt das: Kiesartiges wird irgendwo runtergekippt, die Klappe vom Muldenkipper klappert ein paar Mal gegen den Wagen... Nebenbei unterhielten sich auch noch Leute übers Angeln. Die Baustelle war aber deutlich prägsamer.
Dennoch bin ich relativ früh wach geworden und habe mich dann direkt noch vor neun auf die Socken gemacht. Es war das erste Mal überhaupt dass die Sonne schon morgens kräftig wärmte und ich mich bereits auf dem Zeltplatz eincremte. Spoiler: Das sollte bis zum Eintreffen am Abend auch so bleiben.
Da ich ja die Atlantic Road erneut überqueren musste habe ich diesmal die Chance genutzt ein paar schöne Drohnenaufnahmen zu machen. Überhaupt bot der heutige Tag reichlich Möglichkeiten für schöne kleine Videos. Ich sag mal: ND32-Wetter :) Auf einem kleinen Rastplatz direkt hinter der Brücke traf ich dann einen Norweger der sich sehr lange ausführlich mit mir unterhielt. Er war auch schon zum Nordkap geradelt, allerdings in einer Zeit als Kristiansund noch mit Fähre anstatt Tunnel angebunden war. So ganz nebenbei war sein Elternhaus eines der alten Bauernhäuser, die man vom Geiranger aus oben an den Felsen sehen kann. Wir haben dann noch etwas geschnackt, dass der Geiranger eigentlich nur nach der Saison richtig schön ist und ob man wohl hässliche große Mauern an den Trollstigen aufstellen muss um die Touristen zu schützen.
Mir ist übrigens erneut eine Rallye entgegengekommen. Diesmal aber nicht niederländische, sondern deutsche Fahrzeuge. Anscheinend sind die auch in Hamburg gestartet und wollen zum Nordkap. Werden wohl ein ganz klein wenig schneller sein als ich.
Aufgrund der Wärme und der doch recht landwirtschaftlich geprägten Landschaft war das Auffüllen der Wasserflaschen erstmals seit meiner Tour ein echtes Thema. Ich kam zwar an schönen reißenden Flüssen vorbei, aber darin standen wortwörtlich Kühe und tranken. Ich gönn denen das ja, aber die Hinterlassenschaften möchte ich dann halt nicht in meiner Wasserflasche haben.
So richtig fit wurde ich erst gegen Nachmittag, ggf. hatte die kurze Nacht da ihre Finger im Spiel. Die Tour war sehr sehenswert, es gab atemberaubende Aussichten, aber erkauft mit ordentlich hoch und runter. Ich habe dabei zum ersten Mal 15% Steigung geknackt (Nicht dass ich darauf scharf gewesen wäre). Ich habe sie ohne schieben bewältigt, ehrlicherweise aber in 100m-Etappen. Immer wenn ich wieder was anderes als mein Herzklopfen hören konnte ging es dann ein Stück weiter.
Ich bin jetzt im super kleinen Ort Kvisvik gelandet. Der hat eigentlich nur einen Bauernhof, einen Camping-Platz und einen kleinen Tante-Emma-Laden. (Bei dem es an der Kasse Grundig Saugroboter gibt. Weiß der Teufel warum). Wo wir gerade bei Roboteren sind: Alle, aber wirklich alle Grundstücke werden von autonomen Rasenmähern bewuselt in Norwegen. Hier habe ich erstmals einen Sandstrand zum Übernachten. Träumchen. Auf dem Platz hat mich ein Angler gefragt ob ich seine zweite Forelle möchte, die er frisch gefangen hatte. Er bekam sich nicht auf und hat sie mir fertig filetiert geschenkt. Habe ich also zum aller ersten Mal Fisch zubereitet. In einem kleinen Kochtopf auf dem Campingkocher. Lecker wars auf jeden Fall, auch ohne Zitrone und so weiter. Und viel frischer geht auch nicht.
Ich habe mir in der Staubsauger-Tante-Emma-Laden heute mal (zum ersten Mal seit Lillehammer) wieder mal ein Getränk gegönnt. 0,5 Dose Cider, schlappe 5 €. Aber nach den Hügeln gerade am Ende hab ich mir das mal verdient. Morgen werde ich dann wohl Kristiansund umfahrend wieder auf die übliche Fahrradroute 1 treffen, die dann vermutlich wieder etwas weniger Gipfelstürmer benötigt.