Tag 13: Farts dempere

Norwegen Unterwegs

Der heutige Tag verlief vergleichsweise ereignislos. Weshalb ich mal die Chance nutze ein wenig über Straßen, Fahrräder und Autos in Norwegen zu erzählen

Der erste Rückkehrer

Heute früh gegen neun habe ich einen weiteren Radler kennengelernt. Stellte gerade sein Zelt auf, was ja nicht gerade die übliche Zeit ist. Er hatte aber ein paar Abschiedstage in Oslo geplant. War wieder mal ein Schweizer, geschätzte 60 und war bereits auf der Rückreise vom Nordkap. Gab mir noch ein paar Tipps; "morgens um vier geht das mit dem Tunnel vorm Nordkap" (den werde ich wohl eher nicht befolgen), hatte vor allem aber wohl wunderschönes Wetter auf den Lofoten gehabt; Hatte Mama also Recht, das gibts auch :)

Satelliten und Dorf

Bank mit Tisch: Darauf essen. Im Hintergrund norwegische Häuser und BergeDer Weg ging heute durch diverse Satellitenstädte in Oslos Norden und Osten. Viel Verkehr, wenig Aussicht. Aber Oslo hat ja auch schon ein eher abschreckende Entré in der Zange aus breiten Straßen, Schienen und Hafen, hat dann trotzdem eine schicke Innenstadt und natürlich den Palast. Die Städte mögen also auch schicke Ecken haben, ich bin da nur nicht vorbeigekommen. Lillestrøm hatte sogar eine diese (gut gefüllten) Straßen-Züge für Touris. (Wobei hier wohl eher Einheimische) muss also was zu bieten haben.

Künstliches Pferd auf DachAuch sonst war es eher unspektakulär heute. Norwegen ist ja nie wirklich hässlich, aber es ging über hügelige Dorflandschaften und es roch nach Heimat, wie wir in Vechta sagen. Das Spektakel fehlte also.

Ich weiß aber, dass es besser wird. Morgen werde ich wohl knapp vor Lillehammer sein und das ist wirklich sehr schick, freu ich mich schon drauf das erneut zu besuchen. Hatte ich damals bei der Peer-Gynth-Vegen-Tour mitgenommen.

Encore une fois

Kurz vor dem Einfahren hier nahe Minnesund habe ich dann den nächsten Franzosen auf dem Weg zum Kap getroffen. "Vous etes fous!" wurde mir in jungen Jahren ja mal von französischen Bergwanderern auf dem Mont Blanc entgegen geworfen. Das betraf den hier auf jeden Fall. Sympatisch, flippig, und bei jeder sich bietenden Gelegenheit wenn es bergab ging mit einem "Juhuu!" freihändig bergab radelnd. Ich sach mal so: Freihändig war ich auch Problemlos, aber nicht mit Packtaschen...

Tausend geknackt

Zwei Packungen Fischsuppe "Bergensk" und "Lofoten"Ansonsten habe ich heute erstmals die 1000 Meter geknackt, 1139, um genau zu sein. War natürlich durchaus anstrengend unterwegs, kam mir aber gar nicht so schlimm wor, weil doch vergleichsweise kurze Etappen aufwärts gingen, die dann durch gerade Strecken unterbrochen wurden.

Fahrräder in Norwegen

Das erste Mal bin ich ja vor etwa 20 Jahren durch Norwegen geradelt. Damals bis Alesund. (Liegt auch diesmal noch vor mir). Damals waren eigentlich nur Leute von Auswärts verrückt genug mit dem Rad durch Norwegen zu fahren. Das hat sich mittlerweile geändert, was wohl in erster Linie an den Pedelecs liegt. Abgesehen von den Radsportler*innen sind hier die meisten Erwachsenen mit Motor unterwegs.

Das hat auch zur Folge dass der Bedarf an Radwegen gestiegen ist und dem auch Rechnung getragen wurde. Das ist deutlich besser geworden, wenn auch noch weit entfernt von optimal. Woran man sich zum Beispiel gewöhnen muss ist es dass man auf dem Radweg bleibt auf dem man ist, auch wenn der auf der "falschen" Straßenseite ist. Denn genauso spontan wie pötzlich auf der vermeintlich "richtigen" Seite ein Radweg auftaucht, ist der auch schon wieder weg. Bei der nächsten Bushaltestelle üblicherweise.

Oft ist der Radweg auch nur auf der "bergauf"-Seite damit schleichende Fahrräder den Verkehr nicht aufhalten. Bergab ist man mit dem Rad ja eh genauso schnell wie mit dem Auto.

Allerdings sind die Radwäge oft in katastrophalen Zustand. Dabei ist das nicht wie in Hamburg wo einfach der ganze Radweg eine Wurzel-Buckelpiste ist, sondern spontan tauchen Löcher im Asphalt auf. Ein weiterer Grund bergab lieber die Straße zu nehmen. Mit 60 Sachen ist ein Loch nur schwer rechtzeitig auszuweichen.

Hinzu kommt: An Kreuzungen werden Radwege selten bis auf die Straße abgesenkt. In der Regel hat man da zwei bis fünf cm Absatz. Auf die Straße noch ok, auf der anderen Seite wieder auf den Radweg eher nicht so.

Dann gibt es noch die für Radfahrenden und Fahrzeuglenker gleichsam geltenden "Farts dempere". Das sind Schikanen, die zum Bremsen vor Zebraststreifen etc. dienen. Kenn man ja auch bei uns, bei uns sind die aber nicht halb so hoch und oftmals ist dazu genau an der Stelle vorher der Asphalt aufgerissen. Da MUSS man wirklich langsam fahren sonst sind neue Stoßdämpfer fällig (bzw. das Fahrrad fährt dann mal alleine weiter)

Autos

Leider kein Vorurteil, aber man erkennt gut welches Auto aus Deutschland kommt, noch bevor man das Kennzeichen sieht: Trotz Gegenverkehr überholen, auf dem Radweg parken, hab ich ausschließlich mit DE-Kennzeichen gesehen. Vor allem Letzteres. Das kommt hier - nach meiner Beobachtung - quasi gar nicht vor, was in Deutschland üblich ist. Die meisten Deutschen fahren hier vergleichsweise Gesittet und haben sich schon angepasst, aber die 10% Arschlöcher sind nach meiner Beobachtung dann eben nicht mit norwegiscghem Kennzeichen unterwegs gewsen.

Und zu guter Letzt: Auf dem Campingplatz vom Zelt zum Klo zu fahren: Das hat nur eine deutsche Familie bisher gebracht. (Junge Familie, keine körperlichen Gebrechen die das begründet hötten). Parken direkt vorm Waschhaus und stehen allen im Weg.

Aussicht

Blick auf FlussMorgen wird mich das Wetterglück wohl erstmals in Norwegen verlassen; 100% Regenwahrscheinlichkeit lässt da leider nicht viel Spielraum. Muss ich halt weniger zu trinken bei Meny, Rema, Joker und Co einkaufen. Und zu guter Letzt nehm ich Euch noch mit ein Stück in meinem Windschatten :) Fahrradfahrt bergab

Ole

Nerd, Quiddje, Full-Schnack-Developer, Fahrrad- und Norwegenfan, 50% vom Blathering-Podcast. Anmerkungen, Anregungen und Gesabbel gerne via Mastodon (@guacamole@chaos.social)

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