Ich hatte ehrlicherweise noch nie so ein richtig "sportliches" Fahrrad. Das hat sich mit meinem neuen Fahrrad geändert. Und damit hat sich auch ein wenig mein Nutzen geändert. So richtig "gemütlich" fahren geht mit der flachen Position irgendwie gar nicht, aber ich bin dafür ziemlich motiviert durch die Gegend zu gondeln. Was ich allerdings schnell gemerkt habe: Ich muss mich dran gewöhnen. Rücken, Untenrum und - unerwartet - Hals hatten plötzlich neue Herausfforderungen.
Das mit dem Rücken hat sich zum Glück von selbst "eingerenkt" (höhö), unten. und Hintenrum konnte ich mit einem neuen Sattel lösen. Schicker Brooks mit Loch in der Mitte. Hatte ich auch schon am alten Fahrrad. Tut mir gut. Dazu noch Polsterhose (die ich früher auch auf sehr langen Touren nie gebraucht hatte). Ich schiebs mal mehr aufs Rad als auf den alten Kadaver der drauf sitzt :) Was ich gar nicht erwartet habe: Da ich ja viel flacher sitze muss ich den Kopf viel höher strecken um nach vorne zu schauen. Das dauerte echt eine Weile bis mein Hals da nicht mehr gemeckert hat.
Ich habe neue schöne Strecken in Hamburg entdeckt, die Entfernungen am Wochenende wurden größer und ich habe endlich mal eine richtig lange Tour in Angriff genommen. 200km sollten es sein. Vielleicht wars einfach Hybris, auf jeden Fall knutschte ich schon - bevor ich aus Hamburg rausgekommen bin - ein Auto. Seitlich in mich rein (Mein Fehler, ich hatte gepennt). Es war Anfang November und für den Rest des Jahres war es eigentlich essig mit Radfahren, da die Rippenprellung das verhinderte.
In Erwartung endlich wieder Radfahren zu können und Anbetracht der Tatsache dass Wintermonate (für mich) nicht die idealsten zum Radfahren sind habe ich mir dann zum ersten Mal einen richtigen Heimtrainer gegönnt. Das "ZwiftHub" verbindet das eigene Rad mit Zwift. Aufbau war echt einfach (vor allem von dem was ich vorher von anderen Anbietern gelesen hatte, wie kompliziert das sei). Von Vorteil vermutlich dass beim ZwiftHub die Kasette schon angedübelt ist. Es ging also nur darum das Hinterrad auszubauen und das Rad dann stattdessen in den Hub zu stecken. Easy Peasy. Die Zwift - Software ist auch ganz nett, man fährt halt durch virtuelle Welten, entweder just for Fun, in der Gruppe, bei Rennen oder auch mit einem Trainingsprogramm.
Ich habe letztes Gewählt, welches mit einem FTP-Test beginnt welcher im Groben zeigt wie denn der aktuelle Fitnesslevel ist. Aufgrund dieses Levels wird man dann in Kategorien von A (Profi) bis D (Hinterm Besenwagen) eingeteilt. Und zwar in Watt/kg. Schwere Menschen (wie ich) müssen also ein paar Watt mehr packen als Leichte. Ich wurde so gerade eben noch über die letzte Kategorie eingestuft, Schwein gehabt :)
Habe dann auch direkt ein "Schön und Stark in 5 Minuten" - Programm ausgewählt (bzw. Fit in 12 Wochen) welches ich zu diesem Zeitpunkt halb abgearbeitet habe. Dabei bin ich angenehm überrascht wie sehr das doch motiviert. Ich bin eigentlich ein Mensch ohne sportlichen Ehrgeiz. Habe schon viele Dinge angefangen, doch egal ob Laufen, Krafttraining, war alles nix. Gut Fahrrad fahr ich ja tatsächlich ganz gerne, aber sonst war eigentlich nur VR-BeatSaber etwas was ich freiwillig und gerne als "Sportprogramm" gemacht habe ohne mich zwingen zu müssen.
Zwift macht das aber mit der Gamification ganz gegschickt. Man kann Dinge erledigen, bekommt neue Fahrräder, Reifen, oder auch nur schicke Socken wenn man bestimmte Stufen erreicht, die in "Schweißperlen" gezählt werden. Quasi wie die ganzen furchtbaren Free-To-Play-Games, aber eben ohne Echtgeldshop. Und dass wirklich viele dieses Tool nutzen motiviert auch. Ich bin z.B. von der Fahrradabteilung vom FCSP (virtuell) überholt worden. Natürlich keine Chance da mit zuhalten, aber cool wars irgendwie doch. Und ich brauch unbedingt dieses Tron-Bike und das Avocado-Jersey! So ganz billig ist der Spaß allerdings nicht. Neben dem Hub (der allerdings günstiger ist, als die meisten vergleichbaren) kommen da noch ca. 15€ im Monat dazu. Ich habe auch ein wenig das Gefühl mit dem Hub gehen sie den Weg der Videospielkonsolen: Ohne - oder mit nur sehr geringem - Gewinn verkaufen und das Geld dann durch das Abo reinholen. Fair hingegen, dass man nicht nur jederzeit kündigen kann, sondern die Daten dann erhalten bleiben. Ich werde also wenn der Winter endet das Abo kündigen, in der Natur herumfahren und dann im nächsten Winter wieder weitermachen mit Zwift, denn trotz allem Spaß: Draußen ist schon geiler.
Ich hatte ja bereits erwähnt dass ich vorher nie so wirklich sportlich unterwegs war. Und meine Ausfahrten weit weg von dem waren was das Programm dort verlangt. Ich habe dadurch aber auch gemerkt, dass ich jetzt tatsächlich diese so mittelmässig geilen Riegel essen muss oder alternativ Getränke um die ein bis zwei Stunden durchzuhalten, sonst mach ich mittendrin so richtig schlapp. Ich hoffe nur dass sich das dann Bikepacking nichtt brauche, denn da bin ich dann deutlich gemütlicher unterwegs, dafür halt auch mal den ganzen Tag. Dann aber lieber mit anständigem warmen Mittag- oder Abendessen anstatt klebrigen Riegeln in Aluverpackung.